Das Problem mit der Klassik

Das museale Getue um „Klassische Musik“ lenkt von den wirklich engagierten lebenden Kunstschaffenden ab. Kunst ist eine Art, die Lebenswirklichkeit zu reflektieren. Wer immer nur Mozart und Beethoven und Altbewährtes zur Wahren Kunst erhebt und subventioniert und pflegt, der schadet dem Wesen des Ganzen mehr, als dass er ihm nutzt. Und er/sie macht es sich einfach, indem er/sie, statt selbst auf der Suche nach authentischen Kunstwerken – und unmittelbarem Kunsterleben! (und damit Teil des Ganzen) – zu sein, einfach das anhimmelt, von dem andere behaupten, es wäre Kunst. Lebendig gelebte Kultur sieht anders aus.

Mit beiden Füßen auf der Erde, die Stirn schlägt an die Himmelstür…

Das spannende an gutem Jazz – an guter Musik! – ist die Balance zwischen Kunst und Unterhaltung. Der Bezug auf die reiche Tradition und die alten Helden, und gleichzeitig das rotzfreche Handeln im Hier und Jetzt. Musik gehört für uns nicht ins Museum, sondern auf die Straße. Wir lieben und spielen die schönen alten Evergreens und erfinden gleichzeitig das Rad immer wieder neu. Verrückte schillernde Jazzakkorde, hypnotische afrokubanische Rhythmen, lakonische Bluesmelodien, mal stille und mal laute Worte, die sich dem Weltenchaos entgegenlehnen und für einen Moment die Zeit anhalten.

Straßenjam auf dem Buchholzer Wochenmarkt

Heute habe ich mit Cody Jolly in Buchholz auf dem Wochenmarkt gespielt. Cody ist aus Reno, Nevada, ist lange mit einer Balkangypsyswingband durch Amerika und Europa getourt und lebt seit zwei Jahren mit Frau und zwei Kindern in unserem Nachbardorf Wistedt. Im Frühjahr hat er übers Netz mit mir Kontakt aufgenommen, um gemeinsam zu jamen. Das hat gleich super gepasst. Er spielt eine ausdrucksstarke Swinggitarre und Banjo und singt zauberhaft. Ich spiele Gitarre und singe und puste zwischendurch in mein Kornett. Wir haben eine wunderbar entspannte und kreative Zeit miteinander, und das überträgt sich auch auf die Passanten. Wir waren schon mehrmals in Buchholz in den letzten Wochen und haben schon eine kleine Fangemeinde gewonnen. So bringt das Musikerleben Spaß!

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Hamburger Halbmarathon

Gestern haben wir an der Sierichstraße mit Hendrik Meyer (am Banjo und der unverstärkten Jazzgitarre) und Peter Unbehauen (am Bass) zum Hamburger Halbmarathon gespielt. 20.000 Läufer sind an uns vorbeigelaufen, haben applaudiert und gelacht. Anwohner brachten uns Kaffee, Kekse und Wasser, Passanten machten Fotos und filmten uns mit ihren Smartphones. Es hat mich verwundert und gerührt, zu sehen, wie begeistert die Menschen auf unsere schlichte handgemachte, unverstärkte Musik reagiert haben. Wir haben von zehn bis halb eins nonstop gespielt, uns dabei die Sonne ins Gesicht scheinen und eine laue Brise um die Ohren wehen lassen und auch so manchen entlegeneren Titel aus unserem dicken Bandbuch zum Besten gegeben. Hat ziemlich Spaß gemacht.

Hier gibt es ein Video vom Hamburger Halbmarathon am 1. Juli 2018. War nicht das größte Highlight des Vormittags, aber einen kleinen Eindruck von der guten Stimmung vermittelt es auf jeden Fall. Wir spielen den alten Klassiker „When You’re Smiling“. Dank fürs Filmen an Peter Unbehauens Freundin Kristina!

Jazz Lounge in der wineBANK

Seit Juli 2017 spielt Nat King Thomas (fast) jeden Donnerstagabend in locker wechselnder Triobesetzung in der wineBANK Hamburg, Stephansplatz 3. Neben Klassikern werden besonders auch eigene Kompositionen vorgetragen. In guter alter amerikanischer Jazz Lounge Manier: dezenter Gestus, voller Geschmack – raffinierte handgemachte Musik, bei der man sich entspannt unterhalten kann und die sich dabei quasi unbemerkt ins Herz schleicht. Aufgrund des großen und abwechslungsreichen Repertoires gibt es jede Woche wieder neue Überraschungen und Highlights zu erleben. Sowohl für die Gäste als auch für die Musiker selbst. Eine Oase im Trubel der lauten Stadt.

Zurzeit ist Sommerpause, ab September 2018 geht die Veranstaltungsreihe weiter. Weitere Infos unter Termine.

Video: Swing in der wineBANK